Heute mal ein noch informellerer Post auf deutsch. Er ist eine Antwort auf die Blogparade des SOOC. Dort wollen sie wissen: “Warum blogt Ihr eigentlich?” Gemeint sind “Professoren, Dozenten, Universitätsmitarbeiter…”. Da zähle ich mich jetzt mal dazu.
Ich blogge, weil ich irgendwann fand, dass die Gedanken, die ich mir über meine und die Arbeit anderer mache, nicht in einer virtuellen Schublade auf meinem Rechner verstauben sollen. Was soll das heißen und wie kam es dazu?
Während meiner Promotion fing ich an mir systematisch Notizen zu Artikeln zu machen, die ich gelesen hatte. Das wurde notwendig, weil ich schnell vergesse, was ich gelesen habe (ein natürlicher Prozess, wie ich mir versichern ließ). Manche dieser Notizen weiteten sich zu recht detaillierten Reviews aus, die mich doch etwas Zeit kosteten. Zeit, die mir half die Artikel besser zu verstehen, aber mir sonst nichts brachte.
Dann stieß ich darauf, dass verschiedene Leute überlegen wie man die Evaluation wissenschaftlicher Artikel verbessern kann (siehe about this blog). Ein Vorschlag, der mir besonders zuspricht, ist “post-publication peer review”, also die Evaluation von Artikeln nachdem sie publiziert wurden, statt vorher, wie derzeit üblich.
Das gab mir letztlich den ausschlaggebenden Grund meine Reviews zu veröffentlichen. Daran hatte ich schon davor gedacht: Wenn ich schon so viel Zeit rein steckte, dann sollte wenigstens ein größerer Nutzen dabei raus kommen. Die Idee des post-publication peer review bekräftigte dann meine Überzeugung, dass zumindest ein paar Leute außer mir meine Notizen nützlich finden werden.
Seitdem hat sich mein Verhalten etwas geändert. Ich habe nicht mehr so viel Zeit ausführliche Notizen zu verfassen. Also ist die Post-Rate gesunken. Dennoch überfällt mich ab und zu die Lust einen Artikel tiefgründiger zu analysieren, oder mir fällt ein wichtiger Kommentar dazu ein. Schreibe ich dann einen Review, bin ich mir der Veröffentlichung auf dem Blog bewusst und ich passe meinen Text teilweise an (z.B. versuche ich kürzer zu schreiben und klarer zu strukturieren). Hinzu gekommen sind auch Posts, die zwar nichts mit einem bestimmten Artikel zu tun haben, aber im weitesten Sinne Aspekte meiner (Forschungs-)Interessen betreffen.
Und, wie läuft’s? Ich kann mich keiner großen Berühmtheit erfreuen. Allerdings gibt es immer wieder Leute, die sich hauptsächlich dank Google auf meinen Blog verirren. Eigenwerbung in den sozialen Netzwerken hat einen starken, aber schnell vorübergehenden Effekt auf Seitenaufrufe. Insgesamt bin ich ganz zufrieden: der Aufwand ist überschaubar, das, was ich mache, macht Spaß und ab und zu kommt jemand vorbei um sich an zu schauen, was ich produziert habe. (Ob die das dann gut finden, ist eine andere, unbeantwortete Frage.)